Wir haben mit Peter Bunselmeyer (links im Bild), Betriebsratsvorsitzender beim traditionsreichen Wurst- und Schinkenhersteller im ostwestfälischen Peckeloh, und seinem Stellvertreter und Weiterbildungsmentor Conni Jäschke (rechts im Bild) über ihre Erfahrungen gesprochen.
Profis:
Beschreibt doch bitte kurz euer Projekt: Was genau habt ihr auf die Beine gestellt?
Im Rahmen unseres Projektes lernen unsere fremdsprachigen Kolleg*innen Deutsch am Arbeitsplatz. Der Kurs ist freiwillig und selbstverständlich kostenlos, jede*r Mitarbeiter*in kann ohne Anmeldung einfach teilnehmen.
In der Woche werden Online-Kurse angeboten, am Samstag findet von 08.30 Uhr bis 12.30 Uhr ein Kurs im Betrieb statt. Dann gibt es zusätzlich als „Bonbon“ für ihr Engagement in ihrer Freizeit für alle ein kostenloses Frühstück.
Lehrmaterial sind u. a. unsere Arbeits- , Hygiene-, und Unfallverhütungsvorschriften sowie unsere Datenblätter bei Wiltmann.
Profis:
Wie war die personelle Situation in eurem Betrieb, als ihr die Initiative gestartet habt? Was war ausschlaggebend für euren Entschluss?
Wiltmann ist ein familiengeführtes Unternehmen mit einer hohen sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung. Wer Hilfe und Unterstützung braucht, bekommt sie bei uns.
Es ist so viel leichter für alle Mitarbeiter*innen, wenn im Betrieb nur eine Sprache gesprochen wird. So werden auch das Betriebsklima und die Zusammengehörigkeit gestärkt.
Profis:
Weiterbildung kostet Geld und erfordert auch privates Engagement. Wie waren die ersten Reaktionen eures Arbeitgebers und der Beschäftigten? Welche Bedenken gab es und wie konntet ihr sie ausräumen?
Von Anfang an durchweg positiv! Bedenken gab es keine, denn jede*r bringt was ein: Unser Arbeitgeber die Kosten für die Schulung und das zusätzliche Frühstück am Samstag, die Mitarbeiter*innen ihre Zeit. So haben alle was davon.
Profis:
2 Jahre danach: Wie läuft das Projekt heute? Wie wird es angenommen? Wie viele Beschäftigte haben bisher teilgenommen?
Das Projekt ist ein fest integrierter Bestanteil unserer Weiterbildungsmaßnahmen. Die Sprachschule wird je nach Bedarf genutzt. Wir können 15 Teilnehmer*innen in einer Gruppe betreuen und haben auch schon mal zwei Gruppen gebildet.
Profis:
Welche Tipps könnt ihr anderen Betriebsrät*innen, die sich aktiv für betriebliche Weiterbildungsprojekte einsetzen wollen, mit auf den Weg geben?
Nutzt das Mentoren-Programm des DGB oder auch einfach eure eigene Kreativität. Wie hat unser alter Meister mal gesagt: „Einen Schlauen bekommt man nicht mehr dumm, also macht sie alle schlau!“
Profis:
Apropos Mentor: Lieber Conni, du bist nicht nur Betriebsrat, sondern auch Weiterbildungsmentor. Ein neues Projekt der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), um die betriebliche Weiterbildung und damit die Chancengerechtigkeit zu stärken. Was sind die Aufgaben eines Weiterbildungsmentors und wie sah deine Ausbildung hierfür aus?
Ein Mentor berät und hilft den Beschäftigten bei neuen beruflichen Aufgaben und betrieblicher Weiterbildung. Wir sind die Schnittstelle zwischen unseren Kolleg*innen und dem Arbeitgeber. Damit sichern wir nicht nur Arbeitsplätze, sondern tun auch aktiv was gegen den allgemeinen Fachkräftemangel.
Im Rahmen meiner Ausbildung zum Weiterbildungsmentor habe ich drei Seminare besucht, u. a. wie man den zukünftigen Bedarf an Arbeitskräften analysiert und den Weiterbildungsbedarf der Beschäftigten ermittelt, aber auch zu zentralen Fragen wie z. B. „Wie lernen Erwachsene?“, um passgenaue Programme entwickeln zu können.
Ein schönes Beispiel dafür, welche wichtige Schlüsselrolle Personalentwicklung und Weiterbildung
beim Thema Arbeitsplatzsicherung und Fachkräftemangel spielen.
Hier findest du unseren exklusiven Seminar-Tipp zu diesem Thema...