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Arbeitsgericht Hamburg: Resilienz-Seminar für Betriebsräte erforderlich

Kennst du das auch: Zeitdruck, Personalmangel, Arbeitsverdichtung, überlastete, genervte Kolleg*innen, Konflikte mit dem Arbeitgeber, Ärger im eigenen Gremium, wirtschaftliche Sorgen – die Liste der Belastungsfaktoren ist lang und kann (gefühlt) beliebig verlängert werden.

Wenn die Kolleg*innen dem Betriebsrat oder der Schwerbehindertenvertretung dann auch noch vorwerfen, sich zu wenig für ihre Interessen einzusetzen, ihn zum „Blitzableiter“ oder gar zum Sündenbock machen, der für die persönliche schwierige Lage mitverantwortlich ist, dann ist das Maß irgendwann voll und man möchte am liebsten alles hinschmeißen ...

Da heißt es: Tief durchatmen und gelassen bleiben!
Denn: Kein BR ist schließlich auch keine Alternative! Zugegeben: Das ist leichter gesagt als getan – schließlich ist nicht jeder Mensch gleichermaßen belastbar!
Und das Ausmaß der emotionalen Erschöpfung bei Betriebsrät*innen ist alarmierend: Fast jeder Fünfte stuft sich als „in hohem Maße“ emotional erschöpft ein. Gereiztheit, nach der Arbeit nicht abschalten können, sich gedanklich weiterbeschäftigen und psychosomatische Beschwerden (z. B. Ohrgeräusche) sind typische Warnsignale.

Doch wie kann man als BR und SBV die Belastungen schultern, ohne selbst Schaden zu nehmen? Das „Zauberwort“ heißt Resilienz.
Darunter versteht man die psychische Widerstandskraft, das „seelische Immunsystem“, also die Fähigkeit, stressende und schwierige Situationen erfolgreich und gesund zu meistern, sich trotz widriger Umstände zu erholen und – wie ein „Stehaufmännchen“ – immer wieder neu aufzurichten, im besten Fall sogar gestärkt aus Krisen herauszugehen.
Auch wenn die Gene einen Teil der Krisenfähigkeit ausmachen, so gibt es doch eine Reihe von Schutzfaktoren, die die Stresswahrnehmung reduzieren können. Dazu gehören z. B. Akzeptanz der Situation, Optimismus, ein wertschätzendes Arbeitsumfeld und ein stabiles Netzwerk, Struktur und eine gute Arbeitsorganisation, um nur einige zu nennen.

Die gute Nachricht lautet: Resilienz kann man lernen!
Techniken und Tipps, wie du als BR oder SBV konstruktiv mit betriebsratstypischen Belastungssituationen umgehen und die eigene psychische Widerstandskraft ausbauen kannst, Ideen, wie das Gremium gestärkt wird und zu einem besseren Miteinander findet und Informationen, warum auch Unternehmen von resilienten Belegschaften profitieren, gibt es in unserem Resilienz-Seminar für BR und SBV.

Wie wichtig Resilienzfähigkeit für Arbeitnehmervertreter*innen ist, hat auch das Arbeitsgericht Hamburg erkannt, das über die Erforderlichkeit des Besuchs eines BR-Vorsitzenden zu unserem Resilienz-Seminar entscheiden musste.

Vor dem Hintergrund eines stark konfliktbeladenen Verhältnisses zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat entschied es in dem zu beurteilenden Fall, dass der Betriebsrat seine Fähigkeit zum Umgang mit besonderen Belastungssituationen ausbauen können muss. Es reicht nicht aus, dass der BR Konflikte rechtlich bewerten kann, sondern er muss auch den richtigen Weg zu ihrer Bewältigung finden, so das Arbeitsgericht zur weiteren Begründung (ArbG Hamburg, 01.09.2021, 16 BV 17/20 mit Bezug auf LAG Berlin-Brandenburg,17.03.2016, 26 TaBV 2215/15).

Vor allem setzt gute Betriebsratsarbeit resiliente, (psychisch) gesunde Betriebsratsmitglieder voraus.

Ein Grund mehr also, gut für sich selbst zu sorgen um gestärkt und selbstbewusst die Interessen der Kolleg*innen vertreten zu können.
Unser Resilienz-Seminar findet in diesem Jahr vom 4. bis 8. September an der Ostsee statt.

Es wird von unserer langjährigen Dozentin für Arbeitsrecht und Kommunikation, Marion Müller, gestaltet, die als ehemalige BR-Vorsitzende die Belastungen als Betriebsrat auch aus persönlicher Erfahrung gut kennt.

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